IM PORTRAIT: PIERO LISSONI
Piero Lissoni ist ein international bekannter und mehrfach ausgezeichneter Architekt und Designer aus Italien. Während der Light + Building 2018 bekam LICHT-Redakteurin Andrea Mende die Gelegenheit, ihn am Stand von Flos zum Interview zu treffen. Für den italienischen Hersteller hat er bereits mehrere Leuchten entworfen.
Der Stand von Flos nahm auf der Beleuchtungsmesse 2018 in Frankfurt mehr als 700 qm ein, gestaltet durch den belgischen Architekten Vincent Van Duysen. Unter den vorgestellten Neuheiten gab es mehrere Produkte von Piero Lissoni zu entdecken, darunter das Lichtsystem »Diversion«, Leuchte »Atom« als Erweiterung für »Zero Track« und Outdoor-Leuchte »Landlord«.
KLARE HANDSCHRIFT
Piero Lissonis Leuchtendesign erscheint zunächst minimalistisch und geradlinig und ist von geometrischen Formen geprägt. »Diversion« besteht aus abgependelten Lichtstreifen-Modulen. Diese LED-Elemente können unterbrochen werden, um etwa Strahler zu integrieren. Klappbare Verbinder machen das System extrem flexibel (Bild oben). Für die Aufputz-Stromschiene »Zero Track« (Design Flos Architectural) entwarf er »Atom« – eine runde oder rechteckige Leuchte, die in Form und Dimension einen starken Akzent setzt. Für den Außenbereich gestaltete er »Landlord«, mit Strahler oder einem runden Diffusor als Aufsatz.
FUNKTIONALITÄT & ÄSTHETIK
Hinter der reduzierten Formensprache steckt jedoch viel Detailarbeit und der Anspruch, ein Produkt mit hoher, ästhetischer Lichtwirkung zu schaffen. Doch welche Bedeutung hat in diesem Zusammenhang die Frage nach der Funktionalität? »Ich bin kein Lichtdesigner. Ich denke nicht über Funktionalität nach. In jedem Moment entdecken wir neue Techniken, zum Beispiel waren die Lösungen mit LED anfangs noch ziemlich unattraktiv«, erklärt Piero Lissoni. »Wir arbeiten im Team zusammen, viele Ingenieure gehören dazu. Es ist immer eine Diskussion: alles ist möglich, nichts ist möglich. Dabei geht es nicht allein um die Technologie des Lichts. Es geht darum, ein Produkt mit anspruchsvoller Wirkung zu kreieren.«
Leuchte »Atom« erscheint als runde Leuchte oder Strahler und ist abgestimmt auf die 15 mm schlanke Aufputz-Stromschiene »Zero Track« (Design Flos Architectural).
Als Architekt plant und denkt Piero Lissoni in großen Dimensionen, als Designer von Leuchten beschäftigt er sich mit viel kleineren Strukturen. Worin liegt hier der Reiz? »Es liegt in unserer Natur, immer wieder den Maßstab zu wechseln. Es geht immer um Proportionen, das richtige Verhältnis zu finden«, sagt er. Und das lässt sich auf den Innen- und den Außenraum übertragen. Künstliches Licht in eine natürliche Umgebung zu bringen, erfordert Sensibilität. Licht soll Sicherheit vermitteln, Orientierung geben und für eine angenehme Atmosphäre sorgen. »Ich mag alte Häuser mit kleinen Fenstern und die besondere Stimmung, die darin herrscht. Mir gefällt der poetische Gedanke dahinter. Ich mag auch Kerzen und natürliches Licht. Doch manchmal braucht es eine etwas präzisere Lösung«, umschreibt es der Architekt. Welches Licht in der Natur inspiriert Piero Lissoni am meisten? »Es ist ein Phänomen, wenn im Mai und Juni die Glühwürmchen fliegen. Das weckt sehr schöne Erinnerungen an meine Kindheit.«
»Landlord Soft« ist mit einem beweglichen Diffusor ausgestattet, so lässt sich die Lichtrichtung nach Bedarf einstellen.
»Landlord Spot« mit Strahler gibt es als Poller-, Wand- und als Bodeneinbauleuchte (»Landlord Ground«).
Wandleuchte »Camouflage« passt sich dem Untergrund perfekt an – oder hebt sich bewusst davon ab. Aus Teakholz, Basaltgestein, Marmor oder in Rostoptik.
www.flos.com
www.lissoniassociati.com/en
Fotos: G. Gastel (Portrait), C41 Studio (Messestand), Tommaso Sartori (»Landlord«),
Piero Fasanotto (»Camouflage«)
Erschienen in LICHT 8/18
www.lichtnet.de