»UNSERE MISSION IST, TRENDS ZU SETZEN«

IM GESPRÄCH MIT FEDERICO PALAZZARI, CEO VON NEMO

Im Rahmen der 56. Mailänder Möbelmesse stellte der italienische Leuchtenhersteller NEMO seine Neuheiten auf der Euroluce vor. LICHT-Redakteurin Andrea Mende traf Firmenchef Federico Palazzari vor Ort zum persönlichen Interview.

LICHT: Sie bieten neue Entwürfe in der »Contemporary Collection« an und gleichzeitig Werke renommierter Design-Ikonen in der »Masters Collection«. Welche Idee steckt dahinter?

Federico Palazzari: Ein gutes Produkt ist ein gutes Produkt, ganz unabhängig von der Zeit, wann es entstanden ist. Den Begriff »Hommage« mögen wir eher nicht. 2016 haben wir zum Beispiel zwei Outdoor-Leuchten vorgestellt, die »Borne Béton« für die »Masters Collection«, die Le Corbusier 1952 entworfen hat und Leuchte »Mais plus que cela je ne peux pas« von Rudy Ricciotti für die »Contemporary Collection«. Beide für sich sind sehr ausdrucksstarke Produkte.

LICHT: »Borne Béton« gibt es als In- und Outdoor-Version, der Körper besteht aus Beton und funktioniert mit LED-Technik. Für die Herstellung der Leuchte haben Sie eng mit der Fondation Le Corbusier in Frankreich zusammengearbeitet. Was zeichnet diese Leuchte aus?

Federico Palazzari: Unsere Aufgabe ist es, gutes Design aufzuspüren, um es wiederzubeleben. Die »Borne Béton« beeindruckt durch das Material und ihre Form. Das macht diese Leuchte zum zeitlosen Klassiker.

LICHT: Auf der diesjährigen Euroluce zeigen Sie auch neue Entwürfe, etwa »Titia« von Arihiro Miyake oder »Orbit« von Jean-Marie Massaud (Bild links). Bei beiden Leuchten fällt vor allem der filigrane Umgang mit LED-Leuchtmitteln auf.

Federico Palazzari: Natürlich arbeiten wir mit neuester Technologie, aber LED darf auch nicht zur Besessenheit werden. Mit einer übermäßigen Konzentration darauf verlieren wir den Bezug zum wahren Leben. Unsere Wurzeln sind mediterran, was wir brauchen ist ein warmes, gemütliches Licht, ein Buch und ein Glas Wein. Wohnräume sind keine Büros, der menschliche Aspekt muss eine größere Rolle spielen.

LICHT: Worin sehen Sie Ihre Hauptaufgabe als führender Kopf von NEMO?

Federico Palazzari: Unsere Mission ist, Trends zu setzen. Das ist ein risikoreiches Geschäft, und wir sind ein kleines, aber sehr dynamisches Unternehmen. Ich glaube an kurze Laufzeiten und die Energie des Moments.

LICHT: Herr Palazzari, vielen Dank für das Gespräch. 

LED-Leuchte »Ellisse« in der Version als Stehleuchte mit Marmorfuß. Design: Federico Palazzari

Pendelleuchte »Titia« zeigt eine Gitterstruktur mit integrierten LED-Lichtpunkten. Design: Arihiro Miyake

Der französische Architekt Rudy Ricciotti entwarf Leuchte »Mais plus que cela je ne peux pas« für den Indoor- und Outdoorbereich.

ÜBER NEMO
NEMO wird 1993 von Franco Cassina, Eigentümer des gleichnamigen Möbelherstellers, und Carlo Forcolini in Mailand gegründet. 2005 übernimmt die Poltrona Frau Group beide Unternehmen, ein Jahr darauf folgt die Eingliederung von NEMO als Beleuchtungsspezialist unter dem Dach von Cassina. Das Label ist bekannt für seine zeitgenössischen und klassischen Kollektionen, unter anderem vertreten durch Entwürfe von Le Corbusier und Charlotte Perriand. Als Inhaber der Leuchtenfirma Omikron Design srl wird Federico Palazzari Ende 2012 verantwortlicher Geschäftsführer von NEMO, im Joint Venture mit den Partnerunternehmen Cassina und Poltrona Frau Group. Der Leuchtenhersteller ist im Premiumbereich angesiedelt und arbeitet mit internationalen Designern und Architekten zusammen.

Le Corbusier hat »Borne Béton« 1952 für die Unité d’Habitation de Marseille und für Bhakra Dam in Sukhna Dam, Indien entworfen. Nemo produziert die Leuchte nach Originalvorlagen seit 2016.


www.nemolighting.com

Fotos: Peggy Kirchenkamp (Portrait und Standfotos), NEMO (Produktfotos)

Erschienen in LICHT 4/17.
www.lichtnet.de

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