LUCID

EINE FILMISCHE EXKURSION ZUM LICHT

Das Künstlerduo 3hund aus Saarbrücken reiste mit Drachen, Drohnen und einer Hand voll elektrolumineszenter Leuchtmittel in die abgelegensten Winkel Islands. In dieser Verlassenheit ist ein Video entstanden, in dem das Medium Licht die Rolle des magischen Protagonisten übernimmt.

Unberührte, weite Landschaften. Moosgrüne Berge und vernetzte Flussadern. Diese Schauplätze vermitteln ein Gefühl von endloser Stille. Nur ein maschineller, elektronischer Sound begleitet den Flug über sanfte Hügel, schroffe Felsformationen und einsame Gewässer. Szenen vollkommener Schönheit erscheinen vor dem Betrachter, ein magischer Kosmos in Nachtblau und Lavaschwarz, der Zeit und Raum für einen Moment vergessen lässt.

BIZARRE METAMORPHOSEN

Aus dem Nichts treten plötzlich Lichtobjekte hervor. In gleißendem, nebelhaften Weiß, Feuerrot oder Eisblau durchbrechen sie die menschenleere Kulisse, ohne das Setting aus fühlbar nahender Dunkelheit zu zerstören. Scharf gezogene Linien aus Licht bahnen sich ihren Weg wie ein Laser durch Gestein, Dreiecke schweben durch die Luft oder stehen auf ihrer Spitze, wie aufgespießt. Kugeln leuchten unter Wasser, ähnlich einer Tiefseekreatur, die sich aus eigener Energie zum Glühen bringt. Sie alle folgen einer klaren Geometrie, die sich dieser Natur im größtmöglichen Gegensatz entgegenstellt.

Tarek Mawad und Friedrich van Schoor schlossen sich zur Künstlerkollektive »3hund« zusammen. Sie sind die Macher des Videos »Lucid« (engl. für hell, klar, leuchtend), das durch seine einerseits leisen und zugleich kraftvollen Bilder beeindruckt. Die beiden Lichtkünstler wollen sich bei ihrer Arbeit auf keine bestimmten Techniken beschränken, sie setzen die unterschiedlichsten Medien ein. Der Reiz, ihre Installationen in der Natur aufzubauen, liegt für beide auch im Unkontrollierbaren, auf Unvorhergesehenes einzugehen und die besondere Stimmung bei Nebel oder Dunkelheit einzufangen. Die Idee hinter »Lucid« war, eine surreale Welt aus schlichten, geometrischen Lichtobjekten zu erschaffen, die einerseits deplatziert wirken und sich zugleich harmonisch in das existente Umfeld einfügen sollten. Auf Island, teilweise auch in Österreich gingen sie auf die Suche nach ungestörten Plätzen jenseits jeglicher Zivilisation.

ELEKTRONISCHES HANDWERKSZEUG

Mit welcher Ausrüstung die Künstler unterwegs waren, zeigt das Making-of Video und enthüllt darin die teils überraschende Umsetzung. Nichts wurde für den Film am Computer in 3D animiert, sondern alles real produziert. Der Betrachter folgt Tarek und Friedrich auf ihrem Weg von einer Location zur anderen, denn in »Lucid« entspricht jeder gezeigte Ort einer individuellen Lichtinstallation. Als Leuchtmittel setzten sie elektrolumineszente (EL) Materialien ein: EL-Folie, EL-Kabel und EL-Bänder. Um Licht zu emittieren, werden die darin enthaltenen fluoreszierenden Lichtpigmente unter Wechselspannung gebracht. Für den Betrieb solcher Installationen wie von 3hund werden Inverter eingesetzt, die über Batterie oder eine externe Stromversorgung laufen. EL-Leuchtmittel gelten als Kaltlicht, sie geben kaum Wärme ab. EL-Kabel oder Schnüre spenden ein gleichmäßiges Licht um 360°, außerdem sind sie biegsam, unempfindlich und in beliebiger Länge zu gestalten. Das abgegebene, kurzwellige Licht ist auch noch von weitem gut sichtbar, was die Aufnahmen von »Lucid« anschaulich darstellen. Diese Ausrüstung erlaubt, eine Auswahl von Farben und verschiedene Formen zu generieren: mit der Hilfe eines Drachens brachte 3hund zum Beispiel Leuchtkugeln zum Fliegen. Drohnen nahmen die Szenen aus der Luft auf, die das Künstlerduo so fließend zusammengefügt hat, dass ein sechsminütiger, faszinierender Film entstanden ist. Die begleitende Musik lieferte Achim »Künstler« Treu (aka UFO Hawaii) aus Berlin.


Video und Making-of auf www.3hund.com

www.3hund.com
www.tarekmawad.com
www.ufohawaii.com
www.treumedia.de

Fotos: 3hund

Erschienen in LICHT 2/17.
www.lichtnet.de

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